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15. Mai 2025

Klimaschutz trifft auf Design: So schön könnte die Energiewende sein


Wie können Städte gleichzeitig schöner und nachhaltiger werden? Genau das versucht die Non-Profit-Organisation Land Art Generator mithilfe aufwendiger Designwettbewerbe herauszufinden. Einige der futuristischen Entwürfe werden bereits umgesetzt.

 

Von Michael Förtsch

 

Der Klimawandel schreitet voran, der Energiebedarf der Menschheit steigt und die Technologie entwickelt sich weiter. Das bedeutet, dass sich der Umgang der Menschheit mit Energie und Umwelt ändern muss und dass sich Städte transformieren müssen und können, um ein nachhaltigeres Leben und Arbeiten zu ermöglichen. Dies wird in den Geschichten und Bilderwelten des Solarpunk-Genres der Science-Fiction-Literatur bereits zur Wirklichkeit. Darin hat die Menschheit – mal mehr, mal weniger rechtzeitig – die Kurve gekriegt und den Weg zu einem Leben ohne Benzinmotor, Kohlekraftwerken und CO2-Emissionen geschafft. Dies gelang ihr mithilfe etablierter erneuerbarer Energien, aber auch neuer Technologien, die das Antlitz und das Funktionieren urbaner und ländlicher Räume verändern. Diese neuen Orte lassen das Konzept von Energie neu denken und verstehen.

 

„Ich denke schon, dass wir solarpunk sind“, sagt Elizabeth Monoian zu 1E9. Und Robert Ferry stimmt ihr zu: „Ganz sicher sind wir das.“ Die Künstlerin und der Architekt sind die Gründer von LAGI, der Land Art Generator Initiative. Die im Jahr 2010 gegründete Non-Profit-Organisation soll den Wandel hin zu einer nachhaltigeren und klimaneutralen Welt beschleunigen. Dies soll durch die Demonstration der Möglichkeiten und Machbarkeiten öffentlich nutzbarer und regenerativer Infrastruktur erreicht werden. „Wir glauben fest daran, dass erneuerbare Energie und nachhaltiges Wirtschaften schön und sozial sein können“, sagt Monoian überzeugt. „Und das wollen wir der Welt zeigen. Wir wollen demonstrieren, was Technik, Architektur und Design hergeben.“ Zu diesem Zweck organisiert das kleine Team alle zwei Jahre an einem anderen Ort der Welt einen Design- und Architekturwettbewerb, um die Grenzen des Denk- und Machbaren zu verschieben.

 

Aktuell beispielsweise in Marou auf der Inselrepublik Fidschi und davor in Mannheim, Deutschland, Abu Dhabi, Kopenhagen, Dänemark, Santa Monica, USA oder mit der Fly Ranch auf dem Burning Man Festival. Sowohl Designer, Architekten, Erfinder als auch Wissenschaftler werden von LAGI eingeladen, Ideen, Designs und Konzepte einzureichen, um die ausgerufenen Orte zumindest „ein Stück weit in nachhaltige Utopien zu verwandeln“ und „beispielhafte Modelle zu gestalten, die Orientierung und Staunen“ bieten, wie Robert Ferry beschreibt. Das kleine Team wolle dadurch auch „das Möglichste tun, um dem vorherrschenden Weltuntergangs- und Klimaapokalypse-Narrativ entgegenzuwirken, das so weit verbreitet ist und den Tatendrang und die Kreativität so vieler Menschen lähmt“.


Dieser Entwurf aus einem LAGI-Wettbewerb wird Wirklichkeit. Der Solarbogen soll in Houston gebaut werden.
Dieser Entwurf aus einem LAGI-Wettbewerb wird Wirklichkeit. Der Solarbogen soll in Houston gebaut werden.

 

Futuristisch, aber machbar

 

Viele der Konzepte, die LAGI bei seinen Wettbewerben zusammenträgt, könnten gut und gerne aus einem Science-Fiction-Film stammen. Etwa The Pipe vom Designteam Khalili Engineers für den Wettbewerb in Santa Monica. Es ist ein Entwurf für eine riesige Meereswasserfilteranlage, die einer Zigarre gleicht und mit Photovoltaikpanelen verkleidet ist, um vollkommen autark funktionieren zu können. Gleichzeitig ist das riesige schwimmende Konstrukt aber auch ein Wellness Center im Meer mit einem wohlig warmen Pool. Für den Spinelli Park in Mannheim entwarf eine Gruppe aus Mumbai wiederum die Airpods, die tatsächlich an riesige aufgestellte Apple-Kopfhörer erinnern. Sie sollen selbst leichte Windbrisen einfangen, durch unterirdische Rohrleistungen leiten und dadurch Häuser mit natürlicher Kälte statt mit Klimaanlagen kühlen.

 

Für den Wettbewerb in Kopenhagen schlug der argentinische Designer Santiago Muros Cortés wiederum The Solar Hourglass vor. „Im Grunde ist es eine Reihe von Heliostat-Spiegeln, die die Sonnenenergie auf einen parabolisch geformten Spiegel bündeln. Dieser erzeugt einen vertikalen Lichtstrahl, der wie Sand in einer Sanduhr von oben nach unten durch eine Skulptur läuft“, sagt Robert Ferry. Es wäre ein Kunstwerk, aber auch ein nutzbringendes Solarkraftwerk. Denn mit dem gebündelten Licht, das weithin sichtbar sein soll, soll eine Dampfturbine betrieben werden, die Strom für mehrere Hundert bis 1.000 Wohnungen erzeugen kann. Damit wäre es ein gutes Beispiel für das, was LAGI erreichen und zeigen will.


Der Entwurf The Pipe ist futuristisch, aber theoretisch umsetzbar: eine solargetriebene Entsalzungsanlage, die in einer Bucht schwimmt.
Der Entwurf The Pipe ist futuristisch, aber theoretisch umsetzbar: eine solargetriebene Entsalzungsanlage, die in einer Bucht schwimmt.

„Wir finden es gut, wenn Menschen groß denken und große Ideen haben“, sagt Elizabeth Monoian. „Aber es ist uns auch sehr wichtig – und das steht auch klar in unseren Wettbewerbsvorgaben –, dass die Projekte umsetzbar sind.“ Auch weil einige der futuristischen Entwürfe durchaus die Chance erhalten, realisiert zu werden, wie die LAGI-Gründer betonen. So soll mit dem Arch of Time ein Bogen, der ursprünglich für den LAGI-Wettbewerb 2019 in Masdar City entworfen wurde, in Houston, Texas, gebaut werden. Die mehr als 60.000 Photovoltaikzellen auf seiner Oberfläche sollen genug Strom liefern, um sämtliche Anlagen des Mason Parks, in dem er stehen soll, zu betreiben. Auch sollen die Gewinner des aktuellen Fidschi-Wettbewerbs je 100.000 US-Dollar erhalten, um ihren Entwurf in einen Prototyp zu überführen, der später verwirklicht werden könnte.


Ein kleiner Beitrag 


Für Elizabeth Monoian und Robert Ferry ist es ein essenzieller Aspekt, dass jede Region, jede Stadt und jede Gesellschaft individuelle oder sogar recht spezielle Bedürfnisse und Nöte hat. Denn auch wenn manche Designs an unterschiedlichen Orten auf der Welt funktionieren können, sei das bei weitem nicht immer und überall der Fall. Daher hat sich das Team für den Designwettbewerb auf Fidschi zunächst mit den Einwohnern von Marou befasst und deren Vorsteher angehört. „Wir begannen, eine Beziehung aufzubauen, und zeigten ihnen Beispiele von Arbeiten, die bei früheren Wettbewerben eingereicht worden waren“, so Robert Ferry. Das Paar sammelte Kommentare, Ideen und Anmerkungen, fotografierte die Umgebung von Marou und stellte die Bilder den Wettbewerbsteilnehmern zur Verfügung. „Es ist eine Momentaufnahme von Marou“, so Ferry, „die sich hoffentlich in den Entwürfen der Designer und Architekten widerspiegelt.“


Ihr wollt mehr von LAGI sehen? Dann kommt zum Festival der Zukunft! Dort erwartet euch unter anderem eine Ausstellung mit verschiedenen Entwürfen von Designern, Architekten und Künstlern aus aller Welt.
Ihr wollt mehr von LAGI sehen? Dann kommt zum Festival der Zukunft! Dort erwartet euch unter anderem eine Ausstellung mit verschiedenen Entwürfen von Designern, Architekten und Künstlern aus aller Welt.

Monoian und Ferry hoffen, mit all dem die Vielfalt und die Möglichkeiten moderner, nachhaltiger Technologien aufzuzeigen und diese mit der Kraft der Kunst zu überschneiden. „Das ist immer wieder auf neue Weise aufregend“, sagt Monoian. Denn die verfügbaren Technologien wandeln sich ständig. So können Photovoltaikzellen, die einst sehr klobig und unflexibel waren, heute auf Oberflächen aufgeklebt, in transparentes Glas integriert oder sogar in Stoffe verwoben werden. Einst obskure Technologien wie piezoelektrische Lüfter werden zunehmend verfügbar und Sensoren werden immer kleiner und günstiger. „Dabei zuzuschauen, ist faszinierend und macht Lust und Hoffnung auf das, was kommt“, sagt Monoian. „Denn wir hoffen, dass wir und all diejenigen, mit denen wir zusammenarbeiten, einen kleinen Beitrag dazu leisten können, einen kulturellen Wandel hin zu einer besseren und schöneren Zukunft zu bewirken.“

Michael Förtsch

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