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10. September 2025

KI-Kollegen werden kommen – aber auch aus Europa?


KI-Chatbots und -Agenten sind nur der Anfang. Bald werden Unternehmen richtige KI-Mitarbeiter einstellen, die komplexe Aufgaben selbstständig übernehmen. Davon ist Lucas Spreiter überzeugt, selbst Gründer des KI-Start-ups Venta AI und im KI Bundesverband aktiv. In seinem Gastbeitrag für 1E9 erklärt er, warum Europa bei dieser Revolution unbedingt eigene Lösungen braucht.


Ein Gastbeitrag von Lucas Spreiter


Künstliche Intelligenz steht kurz davor, den wohl tiefgreifendsten Wandel des Jahrhunderts einzuleiten: den Übergang von menschlicher Arbeit zu KI-Arbeit. In den kommenden Jahren werden Unternehmen KIs nicht mehr nur als Tools einsetzen – sondern als echte Kollegen, die selbstständig komplexe Aufgaben erledigen. Von Anfang bis Ende.


Dieser Wandel ist aus meiner Sicht unausweichlich – und muss keine schlechte Nachricht sein. Unsere Gesellschaft altert, viele menschliche Arbeitskräfte gehen in Rente. Das heißt, wir brauchen Roboter und KI, um unseren Wohlstand zu erhalten. Die entscheidende Frage lautet daher: Von wem werden KI-Mitarbeiter stammen, die wir einstellen? Von Unternehmen aus den USA, aus China – oder aus Europa?


Wenn Europa bei KI nicht aufholt, riskieren wir, einen Großteil unserer wirtschaftlichen Wertschöpfung – das Fundament unseres Wohlstands – ins Ausland zu verlagern.


Die USA dominieren aktuell bei KI – mit China als größtem Herausforderer


Der Durchbruch für KI kam 2022 mit ChatGPT von OpenAI. Plötzlich war klar: Wissensarbeit lässt sich skalierbar automatisieren – ob Recherche, Texten, Programmieren oder Analysen. Die nächste Entwicklungsstufe geht noch weiter: Mit KI-Agenten können Modelle nicht nur Schritt für Schritt auf Texteingaben reagieren, sondern ganze Aufgabenketten eigenständig ausführen.  KI ist damit schon heute in der Lage, zu planen, nachzudenken und Workflows über verschiedene Tools und Kanäle hinweg zu steuern.


OpenAI dominiert dabei weiterhin, eng verflochten mit Microsoft. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Google mit Gemini, Meta mit LLaMA, Anthropic mit Claude. Ein Muster bleibt: Die Treiber dieser Revolution sind fast ausschließlich US-Tech-Giganten, die Modelle, Infrastruktur und damit die Wertschöpfung kontrollieren.


Der größte Mitbewerber kommt derzeit aus dem Osten. Mit DeepSeek hat China gezeigt, wie schnell man aufschließen kann – das System übertrifft manche westlichen Modelle in Benchmarks, hat aber deutlich weniger gekostet. Staatliche Unterstützung dürfte dafür sorgen, dass sich China nicht lange mit der Rolle des Verfolgers zufriedengeben muss.


Ohne Europas Forschung gäbe es den KI-Boom nicht. Doch wo sind die Unternehmen?


Am Anfang war Europa jedoch bei der Entwicklung von KI prägend. In den 1980ern entwickelte Yann LeCun in Paris die Convolutional Neural Networks (CNNs), Grundlage moderner Computer Vision. 1997 erfanden Sepp Hochreiter und Jürgen Schmidhuber an der Technischen Universität München die Long Short-Term Memory Networks, die bis heute die Grundlage liefern für Spracherkennung, Übersetzung und Natural Language Processing. 2016 verblüffte DeepMind aus London mit AlphaGo die Welt, während die CompVis-Gruppe der LMU München (Prof. Björn Ommer) mit Stable Diffusion generative KI in der Bildgenerierung entscheidend voranbrachte.


Das Paradox: Europa erfindet, aber andere kommerzialisieren. LeCun ging zu Meta, DeepMind wurde von Google übernommen, Stable Diffusion von Stability AI vermarktet, einem Unternehmen in London und den USA. Doch eine neue Generation europäischer KI-Unternehmen möchte das ändern.


Mistral (Frankreich, 2023) entwickelt offene große Sprachmodelle und Unternehmenslösungen wie Le Chat und hat gerade 1,3 Milliarden Finanzierung von ASML erhalten - dem weltweit einzigen Hersteller von EUV-Litographie Anlagen aus Niederlande. Black Forest Labs (Deutschland, 2024), hervorgegangen aus dem Stable-Diffusion-Team um Björn Ommer, baut leistungsstarke Bildgeneratoren – mit dem Ziel, Spitzenforschung in Europa zu kommerzialisieren.


Andere Start-ups wie Langdock (Deutschland, 2024) wiederum verfolgen einen pragmatischeren Ansatz: Statt selbst Modelle zu entwickeln, ermöglichen sie ihren Kunden die Nutzung existierender LLMs – sicher und datenschutzkonform im eigenen Haus.


KI-Mitarbeiter könnten gerade für Europa eine echte Chance sein


Noch stehen wir am Anfang der KI-Revolution. Die Modelle von heute wirken zwar beeindruckend, sind aber nur der Auftakt. Der größte Wert liegt auch nicht in den Modellen selbst, sondern in ihrer bestmöglichen Anwendung: in der Automatisierung von Prozessen, der Effizienzsteigerung – und der Schaffung von KI-Mitarbeitern, die komplexe Aufgaben übernehmen können.


Gerade für Europa eröffnet sich hier eine historische Chance. Unsere Industrien sind geprägt von Effizienz und klar definierten, regelbasierten Abläufen – genau das Umfeld, in dem KI glänzt. Fertigung, Logistik, Finanzwesen, Versicherungen und Kundenservice bieten enorme Potenziale für KI-Systeme, die Entscheidungen treffen und ganze Workflows autonom ausführen können.


Das Monetarisierungspotenzial ist gigantisch: Jeder automatisierbare Prozess bedeutet geringere Kosten, schnellere Abläufe und bessere Skalierbarkeit. Im Gegensatz zu KI für Konsumenten ist dieser Nutzen sofort greifbar – denn er schlägt sich direkt in Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen durch.


Doch die Zeit drängt: Wenn Europa jetzt nicht handelt, werden wir KI-Mitarbeiter importieren – mitsamt ihrer Wertschöpfung. Anstatt die nächste industrielle Revolution zu prägen, würden wir US-Anbietern dafür bezahlen, unsere Prozesse zu automatisieren.


Die Aufgabe für Europa ist also klar: den industriellen Vorsprung nutzen und in heimische KI-Arbeitskräfte übersetzen. Wer es schafft, KI-Mitarbeiter hier zu trainieren, zu entwickeln und zu skalieren, hat Chancen zu den Marktführern der nächsten Generation zu gehören.


Im Vertrieb beginnt der Wettlauf um die besten KI-Mitarbeiter schon heute


Ein Bereich zeigt schon heute, wohin die Reise geht: der Vertrieb. Lead-Listen erstellen, Märkte analysieren, E-Mails schreiben, Kaltakquise – alles manuelle, regelbasierte Prozesse. Ein ideales Einsatzgebiet für KI-Mitarbeiter.


Lucas Spreiter aus unserer 1E9-Community ist Gründer des KI-Start-ups Venta AI und im KI Bundesverband aktiv. Am 23.9. ist er zu Gast bei unserem monatlichen KI-Meetup im 1E9-Büro in München. Der Eintritt ist frei. Wenn du dich für KI interessierst, solltest du unbedingt vorbeikommen! Hier geht's zur Anmeldung.
Lucas Spreiter aus unserer 1E9-Community ist Gründer des KI-Start-ups Venta AI und im KI Bundesverband aktiv. Am 23.9. ist er zu Gast bei unserem monatlichen KI-Meetup im 1E9-Büro in München. Der Eintritt ist frei. Wenn du dich für KI interessierst, solltest du unbedingt vorbeikommen! Hier geht's zur Anmeldung.

Das Startup 11x.ai zeigte, wie groß die Chancen – und Risiken – sind. Ursprünglich in Großbritannien gestartet, zog es nach einer 50-Millionen-Dollar-Finanzierung in die USA. Ihre „digital workers“ sollten Vertrieb von der Akquise bis zum Abschluss automatisieren. Das Wachstum war rasant, doch Berichte über Probleme bei der Kundenbindung führten zum Rücktritt des CEOs. Trotzdem zeigt die Geschichte, wie groß das Potential und wie schnell die Entwicklung beim Einsatz von KI im Vertrieb ist.


In der EU wären solche Systeme allerdings kaum eins zu eins einsetzbar. Hier gilt Qualität vor Quantität, Kaltakquise ist streng reguliert, die DSGVO reguliert datenschutzrechtlich fast jeden Kundenkontakt. Ein US-Modell lässt sich also nicht einfach in europäische Workflows integrieren.


Mit unserem Münchner Start-up Venta AI gehen wir deshalb einen eigenen Weg. Statt globale Standards zu kopieren, entwickeln wir eine Vertriebs-KI, die europäische Anforderungen respektiert – von kulturellen Gepflogenheiten bis zu strengen Datenschutzregeln. Schließlich würde man nicht unbedingt einen Amerikaner als Vertriebler in Deutschland einstellen – warum also eine US-KI?


Europa muss jetzt handeln – oder wird ins Hintertreffen geraten


Der Aufstieg von autonomen KI-Mitarbeitern dürfte nicht mehr zu stoppen sein. Der Schlüssel dazu liegt aber nicht allein in den KI-Modellen, sondern in ihrer Anpassung an europäische Arbeitsweisen, Kultur und Regulierung. Und das ist unsere Chance. Denn Europa hat die Fachkräfte, die Forschung und die industrielle Stärke, um die nächste Welle der KI-Revolution zu prägen. Wenn wir jetzt handeln.


Start-ups wie Mistral, Black Forest Labs, Langdock und wir von Venta AI wollen Europa zum starken KI-Standort machen – und so unsere wirtschaftliche und strategische Souveränität sichern. Denn die Alternative wären der Import von KI-Arbeit und wirtschaftlicher Abstieg.


Lucas Spreiter ist Gründer von Venta AI, einem Start-up aus München, das KI-Kollegen für Vertriebsteams in Europa baut. Als bayerischer Regionalleiter des KI Bundesverbands, vertritt er darüber hinaus die Interessen von mehr als 500 KI-Unternehmen. In 2023 nahm Lucas Spreiter am renommierten Y Combinator Programm in San Francisco teil und gründete bereits 2018 sein erste KI Unternehmen. 


Am 23. September ist Lucas zu Gast bei unserem KI-Meetup in München. Der Eintritt ist frei, ihr müsst euch nur anmelden. Kommt vorbei!



Lucas Spreiter

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