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10. Oktober 2025

Warum das Ende von Windows 10 der perfekte Zeitpunkt ist, Microsoft-Alternativen auszuprobieren


Mitte Oktober ist Schluss. Dann stellt Microsoft den Update-Support für Windows 10 offiziell ein. Wer sich nicht für das gesonderte Update-Programm registrieren möchte, dem empfiehlt Microsoft den Wechsel zu Windows 11. Der Grund dafür ist vor allem Eigennutz. Es gibt jedoch durchaus Alternativen zu Windows 11.

 

Von Michael Förtsch

 

Es wäre der ideale Anlass, endlich auf ein anderes Betriebssystem umzusteigen. Denn am 14. Oktober will Microsoft den Support für Windows 10 offiziell beenden. Ab diesem Tag soll das Betriebssystem keine Sicherheitsupdates mehr erhalten. Aber dann auch wieder nicht… irgendwie. Denn vor allem viele Firmen werden nicht so einfach auf Windows 11 umsteigen können. Daher wird Microsoft über ein Programm namens Extended Security Updates – kurz ESU – weiterhin jene Aktualisierungen bereitstellen, die Windows 10 sicher halten sollen. Das geschieht allerdings nur gegen Geld: 30 US-Dollar für das erste Jahr, jedes weitere Jahr kostet den doppelten Betrag. Ein ähnliches Angebot machte Microsoft auch für Privatnutzer – für ein Jahr. Sie sollten statt Geld aber auch Microsoft-Punkte einlösen oder das Windows-Back-up aktivieren können, um eine ESU-Lizenz zu aktivieren – und damit praktisch mit ihren Daten zahlen. Ein für viele wohl sehr unattraktives Angebot im Vergleich zum kostenfreien Wechsel zu Windows 11.

 

Verbraucherschützer haben diesem Gebaren jedoch einen Riegel vorgeschoben. Zumindest in der EU sowie in Island, Norwegen und Liechtenstein. Denn Microsoft drohte, mit seiner Bevormundung gleich gegen mehrere EU-Gesetze zu verstoßen. Daher genügt es nun, ein Microsoft-Konto mit der Windows-Installation zu verknüpfen. Das ist zwar immer noch eine eigentlich vollkommen unnötige Zumutung, für viele aber wohl eine noch akzeptable Maßnahme. Ob sie aber auch für alle durchführbar ist, ist eine andere Frage. Denn ein großer Teil der Menschen, die noch Windows 10 nutzen, wird das weniger aus Überzeugung denn aus Not und Unwissenheit tun. Sie könnten schlicht übersehen oder ignorieren, dass ihr Rechner keine neuen Updates mehr erhält, oder sie scheitern daran, ein Microsoft-Konto zu erstellen und zu verknüpfen.

 

Erhebungen zufolge laufen noch rund die Hälfte aller PCs und Laptops weltweit mit dem vor zehn Jahren veröffentlichten Betriebssystem. IT-Sicherheitsexperten befürchten daher in den kommenden Monaten eine große Welle von Hacks, da viele Nutzer die neu gefundenen Sicherheitslücken auf ihren Rechnern nicht schließen können. Vollkommen ohne Not bringt Microsoft also potenziell mehrere Millionen Nutzer in Gefahr, Opfer von Cyberkriminellen, Viren und Malware zu werden. Einfach, weil das Unternehmen die ohnehin entwickelten Updates nicht wie bisher bedingungslos bereitstellen möchte. Denn das könnte das neue Windows 11 weniger attraktiv machen, das Microsoft seit Monaten aggressiv bewirbt, das bei vielen aber dennoch auf Desinteresse oder sogar Ablehnung trifft.

 

Das letzte Windows

 

Ursprünglich hatte Microsoft Windows 10 großspurig als „die letzte Version von Windows“ angekündigt. Anders als bei vorherigen Fassungen sollte es durchgehend auf eine Weise aktualisiert werden, die einen direkten Nachfolger oder einen großen Versionssprung, wie zu Windows 11, überflüssig machen würde. Daraus ist offenkundig nichts geworden – oder sollte nichts werden. Aus teils klaren, teils unerfindlichen Gründen: Bereits bei Windows 10 wollte Microsoft die Nutzer mit Nachdruck zum Anlegen von Microsoft-Konten nötigen, was für die eigentliche Nutzung vollkommen unnötig ist – aus Usersicht. Wer jedoch im Microsoft-Ökosystem angemeldet ist, generiert für das Unternehmen eine Menge Daten, die verwertet werden können.

 

Bei Windows 11 lässt sich das Anlegen eines Microsoft-Accounts kaum mehr vermeiden: Wer es installiert, kann es nicht ohne Microsoft-Konto starten. Nur mit Trickserei lässt sich dieser Zwang umgehen. Und selbst dann müssen noch Dutzende Einstellungen deaktiviert werden, die ansonsten das Einspielen von Empfehlungen – sprich: Werbung – und das Abschnorcheln von Nutzungsdaten erlauben. Denn Windows scheint sich immer stärker zur Plattform umzuformen, die der Ausspielung von Werbebotschaften und Marketing dient. Sei es für Xbox-Videospiele, wie jene der Call-of-Duty-Reihe, den Cloud-Speicher OneDrive, den 1Password-Passwortmanager oder den Musik-Streaming-Dienst Spotify.

 

Dass Microsoft so sehr darauf drängt, auf Windows 11 umzusteigen, hat offenbar aber noch einen anderen Grund. Der Konzern hat Milliarden in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz gesteckt – sowohl über seine Beteiligung an OpenAI als auch durch eigene Entwicklungsteams wie Microsoft AI. Viele kleinere KI-Spielereien sollen dabei zukünftig auf den Rechnern selbst laufen, wie etwa die gerade angekündigte automatische Fotokategorisierung. Und natürlich will Microsoft, dass möglichst viele Personen die eigenen Dienste nutzen – nicht die von Konkurrenten. Dafür setzt es seine Windows- und Office-Marktmacht ein. Insbesondere CoPilot, das in Bing, dem ehemals Office genannten Microsoft 365 und natürlich Windows 11 steckt, wird geradezu penetrant vermarktet.

 

Das vorzeitige Ende von Windows 10 könnte auch mit dieser KI-Strategie zu tun haben. Denn die KI-Funktionalitäten laufen nicht auf allen Rechnern so gut, vor allem nicht auf älteren Geräten. Daher möchte Microsoft, dass die Nutzer auf neue Geräte umsteigen, die von Windows 11 unterstützt werden. Am besten natürlich auf solche, die als CoPilot-Plus-PCs zertifiziert sind und sogar über eine eigene Taste für den CoPilot verfügen. Außerdem verdient Microsoft an jedem neuen Rechner mit Windows 11 via Lizenzgebühren mit. Die Anforderungen für Windows 11 werden dabei von mehreren Seiten als zumindest teilweise willkürlich kritisiert. Denn modernere Funktionen wie Secure Boot und TPM 2.0 versprechen zwar mehr Sicherheit, sind für die Funktionalität des Betriebssystems aber unerheblich. Und auch mit offiziell nicht unterstützten CPU-Generationen läuft das Betriebssystem in den meisten Fällen problemfrei.

 

Das Gebaren von Microsoft in Sachen Windows 10 dürfte handfeste Folgen haben! Die Zahl der Personal Computer, die nicht von Windows 11 unterstützt werden, ist enorm. Schätzungen zufolge könnten zwischen 240 und 400 Millionen dieser Computer von ihren Besitzern sofort entsorgt werden, da sie nicht ohne weiteres auf Windows 11 aktualisiert werden können. Das entspräche einer Menge von 480.000 bis 700.000 Tonnen Elektroschrott. Dabei könnten viele dieser Geräte noch Jahre lang genutzt werden – wenn Microsoft die Anforderungen für Windows 11 herunterschrauben oder eben Windows-10-Updates bedingungslos zugänglich machen würde.

 

Gute Alternativen

 

Das Ende von Windows 10 hat also nichts mit dem Alter des Betriebssystems zu tun. Weder ist dessen Wartung zu aufwendig, noch ist sie nicht mehr lohnenswert. Auch mit einer schrumpfenden Nutzerschaft hat es nichts zu tun. Im Gegenteil: Vielmehr scheint es so, als würden viele lieber Windows 11 aussitzen. Denn es wird als unbequemer, bevormundender und insgesamt als Rückschritt in Sachen Bedienung und Personalisierbarkeit begriffen. Das scheint Microsoft jedoch wenig zu kümmern. Stattdessen versucht der Konzern den Umstieg zu forcieren. So einige Menschen erwägen daher, Alternativen zu erkunden. Und die gibt es durchaus.

 

Eine Option ist beispielsweise Linux. Es gilt immer noch als Betriebssystem für Nerds, als sperrig und unverständlich. Das war früher auch so, aber in den vergangenen Jahren sind durchaus sehr benutzerfreundliche und einsteigergerechte Distributionen, also Varianten, von Linux erschienen. Dazu gehören beispielsweise das in Irland entwickelte Zorin OS und das von einem ehemaligen Microsoft-Entwickler gestartete AnduinOS. Beide zielen darauf ab, den Look & Feel von Windows möglichst gut nachzustellen. Ebenfalls als einfach und recht unfallsicher zu bedienen gelten Linux Mint, Pop! OS, Solus und Endless OS. Sie laufen nahezu totsicher auf jedem PC und Laptop, auf dem auch Windows 10 benutzbar ist. Mit Programmen wie Wine lassen sich darauf auch viele Programme ausführen, die eigentlich für Windows entwickelt wurden.

 

Eine weitere Möglichkeit, die jedoch tatsächlich eher für Nerds geeignet ist, ist BSD. Dabei handelt es sich um eine freie Basis für Betriebssysteme, die einst aus Unix hervorgegangen ist. Wie bei Linux gibt es auch hier verschiedene Varianten, die sich in der Leichtigkeit der Nutzung unterscheiden. Die nutzerfreundlichste ist dabei GhostBSD. Diese hat auch die optisch modernste Nutzeroberfläche. Eine etwas sperrigere Variante ist FreeBSD. Mithilfe von Linuxulator und Wine können viele Linux- respektive Windows-Programme unter BSD genutzt werden.

 

Für Personen, die auf ihrem Rechner kaum lokale Programme nutzen oder Videospiele spielen, sondern hauptsächlich das Internet nutzen, wäre ChromeOS Flex eine Möglichkeit. Es ist darauf ausgelegt, auf rechenschwächerer Hardware zu laufen und Web-Anwendungen in den Vordergrund zu stellen.  Der Nachteil ist jedoch, dass ChromeOS Flex stark mit dem Google-Ökosystem verwoben ist. Eine Alternative ist FydeOS, das die gleiche technische Basis nutzt, aber nicht die Verknüpfung mit einem Google-Account erfordert.

 

Wer seinen alten Rechner nicht weiter nutzen will oder muss und mit Microsoft und Windows brechen möchte, kann natürlich auch auf einen Mac umsteigen. Für die Installation und Nutzung von MacOS wird kein Apple-Account benötigt – dies wird erst für den App-Store und bestimmte Apple-Dienste verpflichtend. Das Apple-Betriebssystem ist für Umsteiger zunächst gewöhnungsbedürftig. Es ist jedoch nachvollziehbar, leicht erlernbar und sehr stabil. Zudem werden viele weit verbreitete Programme neben Windows auch nativ für macOS angeboten. Allerdings sind Apple-Rechner bekanntermaßen deutlich teurer als klassische PCs und Laptops mit ähnlicher Ausstattung und Leistung – und MacOS ist ein vergleichsweise restriktives Betriebssystem, das gerne als „goldener Käfig“ umschrieben wird.

 

Ob und wie viele den Umstieg auf eine solche Alternative wagen, dazu gibt es bisher keine verlässlichen Daten. Ein massenhafter Absprung ist laut Beobachtern nicht zu erwarten. Denn viele sehen einen Umstieg einfach als zu hohen Aufwand und Umgewöhnungsanstrengung. Aber einige werden es dennoch tun – oder haben es sogar schon. Der Marktanteil von Linux bei Privatrechnern ist in den vergangenen zwei Jahren bereits gewachsen – von rund zwei auf etwa vier Prozent. Zudem vermeldete Apple gerade erst im August ein Rekordhoch bei der Mac-Nutzerbasis, das von einigen auf wechselnde Windows-Nutzer zurückgeführt wird. Sicher scheint, dass Microsoft mit seinem Prozedere, Windows 10 so schnell wie möglich zu begraben und den Nutzern das neue Windows 11 aufzudrängen, gerade selbst sein schärfster Konkurrent ist.

Michael Förtsch

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