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16. April 2025

Bauma 2025: Bauen soll grün werden – mit Elektromotoren, Batterien und Wasserstoff


Auf der weltgrößten Baumesse Bauma in München wurden riesige Bagger und Kräne gezeigt. Die Hersteller gaben aber auch einen Ausblick auf eine grünere und sauberere Zukunft des Bauens. Vieles, was heute noch Diesel und Benzin verbrennt, soll künftig elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden. Bis sich diese Entwicklung durchsetzt, wird es allerdings noch dauern.

 

Von Michael Förtsch

 

Ein Wald aus Kränen, Lastwagen so groß wie ganze Häuser und eigens angelegte Bau- und Schuttgruben. Die Bauma, mit über 600.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche die größte Baumesse der Welt, ist gerade in München zu Ende gegangen. Eine Messe, auf der die führenden Maschinen- und Werkzeughersteller mit großem Aufwand, Pomp und Prunk zeigen, was sie haben. Und auf der vor allem Männer und Jungs dicht gedrängt vor Kippern, Radladern und anderen Baumaschinen stehen, die über Rampen und Kieshügel fahren, Erde und Steine bewegen. Aber es ist auch eine Messe, auf der der Wandel spürbar wird. Denn obwohl viele der großen Maschinen noch mit lauten Diesel- und Benzinmotoren dröhnen, wird es immer leiser. Denn die Baubranche will, ja muss sauberer und grüner werden.

 

Laut einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2023 ist der Bausektor für rund 37 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Der Großteil davon entfällt auf die Produktion von Baustoffen wie Beton, Asphalt und Stahl. Aber auch der Einsatz von Maschinen beeinträchtigt Umwelt und Klima. Auf vielen Werbebildschirmen der Messe flimmerten deshalb aufwendig produzierte Clips, die eine neue, bewusste Bauwirtschaft herausbeschwören sollten. Eine, die ökologisch und fortschrittlich ist. Vor allem Lkw-Hersteller und -Zulieferer wie Scania, MAN, Volvo und Mercedes Trucks präsentierten sich als zukünftige Saubermänner. „100% ELECTRIC“-Banner prangten an den Scheiben und Seiten vieler LKW, in deren Inneren nun Elektromotoren statt Verbrenner arbeiten. 450 bis 550 Kilometer sollen sie mit einer Batterieladung schaffen. Gegen die Reichweitenangst sollen sogenannte Range Extender helfen, bei denen ein zusätzlicher Dieselgenerator die Reichweite auf bis zu 800 Kilometer erhöht. Egal ob mit einer Ladefläche, einem Betonmischer oder Kran am Heck.

 

„Aber das ist eine Übergangslösung“, sagt eine Scania-Mitarbeiterin. Später sollen solche Range Extender möglichst mit Pflanzenöl oder Biodiesel betrieben werden und „irgendwann nicht mehr nötig sein, wenn die Batterien speicherdicht genug sind“. Und nicht nur Lkw sollen künftig elektrisch fahren. Auch Radlader und Bagger wie Volvo mit dem L25 Electric und dem ECR 25 Electric zeigt. Und selbst die „ganz großen Maschinen“ sollen elektrifiziert werden. Liebherr zeigt mit dem T264 einen zwei Etagen hohen Muldenkipper, der mit einer 3.200-Kilowattstunden-Batterie ausgestattet ist – das ist 50-mal eine Batterie eines Tesla Model 3. Statt mit fest eingebauten Batterien sollen die für den Bergbau konzipierten Großhydraulikbagger R 9400 Electric von Liebherr und PC7000-11E von Komatsu über ein Starkstromkabelbündel direkt mit Strom aus dem Netz oder über externe Akkupacks betrieben werden.

 

 Elektrisieren statt verbrennen

 

Geht es nach den Herstellern, sollen Elektro- statt Dieselmotoren zwischen 75 und 95 Prozent weniger Emissionen verursachen. Auch bei den Betriebskosten sollen die Baumaschinen teilweise bis zu 60 Prozent gegenüber den bisherigen Dieselantrieben einsparen. Denn Strom ist billiger, es gibt weniger bewegliche Teile und damit weniger Wartungsaufwand. „Es macht die Baustelle aber auch sicherer“, heißt es in einer Live-Präsentation von Komatsu auf der Messe. Denn der Elektroantrieb ist leiser. Das erleichtert die Kommunikation, hilft den Bau- und Minenarbeitern, konzentriert zu bleiben – und sorgt natürlich auch dafür, dass das Gehör weniger belastet wird und potentiell weniger Schäden davonträgt.

 

Passend zu den Elektrifizierungsbestrebungen fanden sich auf der diesjährigen Bauma auch zahlreiche Entwickler von Speicher- und Ladesystemen speziell für die Bauwirtschaft. Darunter Batteriestationen wie vom niederländischen Unternehmen Bredenoord, die in verstärkte, gepolsterte, mit Staubfiltersystemen ausgestattete und gekühlte Stahlcontainer eingebaut werden. Und natürlich wurden auch Ladesäulen gezeigt, die den einen oder anderen Rempler eines Baufahrzeugs aushalten sollen.



Was in Zukunft nicht mit Batterie fährt, soll mit Wasserstoff betrieben werden. Dafür will unter anderem das britische Unternehmen JCB Powertrain sorgen, das auf der Bauma einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor vorstellte – den ersten, der in mehreren EU-Ländern bereits eine Betriebszulassung erhalten hat. Damit sollen Baumaschinenentwickler viele ihrer bisherigen Benzin- und Dieselmodelle ohne allzu viel Aufwand auf Wasserstoff umrüsten können. Aber auch Brennstoffzellen, die Wasserstoff in Strom für einen batterieelektrischen Antrieb umwandeln, sollen auf der Baustelle einen Einsatz finden – vor allem in mittleren bis kleinen Baufahrzeugen wie dem Radbagger HW155H von Hyundai.

 

Branche im Wandel

 

Aber auch sonst finden grüne Energien auf der Bauma viel Raum. Statt mit Dieselgeneratoren sollen Containerunterkünfte und Büros auf Großbaustellen künftig nach dem Baukastenprinzip mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden können. Das verspricht zumindest das Schweinfurter Start-up-Unternehmen SunPlate. Der japanische Maschinenbauer Yanmar wiederum zeigte den Prototyp eines Wasserstoff-Stromgenerators. Dieser könnte in Zukunft ähnlich wie die heutigen Diesel- und Benzingeneratoren flexibel auf Baustellen eingesetzt werden, um dort Strom zu liefern, wo er gerade gebraucht wird. Auch zahlreiche chinesische Unternehmen zeigten solche und andere Lösungen.

 

So erscheint die Bauma auch als Spiegelbild einer Branche, die sich wandelt, aber auch getrieben scheint. Denn obwohl die Wende zum grünen Bauen eingeleitet ist, scheint die Technik noch nicht ganz dort angekommen zu sein, wo sie sein müsste, um den Anforderungen der Branche gerecht zu werden. Es müssen also noch Kompromisse eingegangen und Lücken geschlossen werden. Doch das kann und soll sich nach Meinung vieler Aussteller in den nächsten Jahren ändern. Nach und nach sollen alternative Antriebe zum Standard werden und damit die Baustellen selbst leiser, effizienter, grüner.

 

Nach Angaben der Bauma-Veranstalter war die Messe jedenfalls ein großer Erfolg. Insgesamt sollen 600.000 Besucher aus 200 Ländern nach München-Riem gekommen sein, um die Exponate von 3.601 Unternehmen aus 57 Nationen zu sehen. Die nächste Bauma soll in drei Jahren stattfinden. Wieder im April.

Bilder: Messe München GmbH / Michael Förtsch

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